Da sprießt das Unkraut zwischen den Terrassenplatten hoch, da wird die geruhsame Lektüre romantischer Liebesromane durch das Dröhnen benachbarter Rasenmäher, begleitet vom Duft eines Zwei-Takt-Motors gestört, da jucken die Stiche der Mücken aus einer entfernten Regentonne usw. usf. Dass diese Aufzählung sich beliebig fortsetzen ließe, weiß jeder, der stolzer oder verzweifelter Besitzer eines Gartens ist.
Das Erste, was jeder, der aus der Natur ein Outdoor-Wohnzimmer in Form eines Gartens formen möchte berücksichtigen muss, ist das Gesetz des abnehmenden Grenzertrags. Hört sich kompliziert an, oder? Es ist aber lediglich eine Erfahrung, die wir alles ständig machen, die aber die Betriebswirtschaftslehre in einen Lehrsatz gegossen hat, um sich wichtig zu machen. Will man seinen Garten unkrautfrei halten, dann ist 90% des Unkrauts in, sagen wir drei Stunden im Gartenabfallsack eingetütet. Für die restlichen 10% brauchst du noch einmal 6 Stunden. Ich halte es damit wie Kishon, der als Raucher gelesen hat, wie schädlich das Paffen ist: Er hat aufgehört zu lesen und ich sehe über so manches Unkräutchen hinweg, für dessen Entfernung ich mich eigentlich nur bücken müsste. Eigentlich! Denn selbiges Unkräutchen hat einen Nachbarn und nicht weit davon sprießt ein Löwenzahn, der bald zu blühen beginnt und ... SCHLUSS! Wegschauen ist die Lösung, ignorieren und wachsen lassen! Perfektion ist nichts für Gärten, es sei denn, man findet im Masochismus seine Befriedigung.
Und dann? Dann kann man den Dingen zusehen, die wachsen und gedeihen. Denn Glück, so hat es Alexander Lowen in »Bioenergetik« einmal definiert, Glück ist die Empfindung von Werden, also von Veränderung. Und wenn sich irgendetwas ohne Unterlass verändert, dann ist dies - im Guten wie im Schlechten - der Garten. Er stellt uns permanent vor neue Aufgaben und er lässt uns Veränderungen genießen. Was wollen wir mehr, um in unserem Freiluftzimmer glücklich zu sein?